245.000 Einsprüche gegen Straßenfotodienst Google Street View
21. Oktober 2010Beim umstrittenen Straßenbilderdienst Google Street View hat bislang eine Viertelmillion Hausbesitzer und Mieter der Abbildung ihrer Gebäude widersprochen. Google werde die knapp 245.000 eingereichten Anträge umsetzen und die Häuser unkenntlich machen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Der Branchenverband Bitkom erklärte, die Verbraucher hätten sich nicht von „Panikmache“ gegen das Projekt irritieren lassen.
Die Widersprüche der Hausbesitzer und Mieter stammen aus den 20 Städten, für die der Dienst noch in diesem Jahr starten soll. Die Zahl der Einsprüche entspreche rund 2,9 Prozent der insgesamt 8,5 Millionen Haushalte in den Städten, teilte Google mit. Unklar ist damit, wie viele Häuser nicht zu sehen sein werden: Einerseits führt der Widerspruch eines einzigen Mieters in einem Mehrfamilienhaus dazu, dass das gesamte Gebäude unkenntlich gemacht wird. Andererseits könnte teils auch die Mehrheit der Mieter Widerspruch eingelegt haben – wodurch ein Vielzahl Widersprüche nur ein Gebäude betreffen würde.
Ziel sei es nun, alle Einsprüche richtig umzusetzen, teilte Google mit. Jedoch lasse sich nicht garantieren, dass jeder Antrag „auch vollständig bearbeitet werden kann“. Teils könnten etwa Häuseradressen, die in den Anträgen angegeben seien, nicht eindeutig zugeordnet werden – etwa weil die Beschreibung der Gebäude durch die Verbraucher in ihren Einsprüchen nicht eindeutig gewesen sei.
In solchen Fällen könnten betroffene Hausbesitzer und Mieter bei Google erneut widersprechen, wenn Bilder ihrer Gebäude künftig bei Street View zu sehen seien, teilte das Unternehmen mit. Hierzu werde bei Street View mit Start des Dienstes eine spezielle Funktion angeboten, mit der Verbraucher Google ihre Anträge auf Unkenntlichmachung übermitteln könnten.
Google Street View ist ein Internetdienst, bei dem sich Nutzer in Fußgängerperspektive durch die Straßen von Städten bewegen und Rundum-Panoramen der Straßenzüge betrachten können. Bei dem Straßenfotodienst gibt es bereits Bilder aus weltweit über 20 Ländern. Im Sommer hatte Google bekanntgegeben, den Dienst in Deutschland bis Jahresende für die 20 größten Städten einzuführen. Das Unternehmen ließ jedoch am Donnerstag auch weiter den genauen Starttermin offen und erklärte lediglich, der Dienst werde „schon bald“ starten.
Street View ist bei Datenschützern umstritten, weil es nach deren Ansicht private Details über das Wohnumfeld von Menschen verrät. Deswegen vereinbarte Google mit Datenschutzbehörden, Mietern und Hausbesitzern vor dem Start von Street View die Möglichkeit zu geben, einer Veröffentlichung von Bildern ihrer Häuser zu widersprechen. Die entsprechende Frist lief vergangene Woche aus.
Widersprüche sind aber auch weiter möglich. Nur werden dann Bilder von Häusern mit dem Start von Street View zunächst angezeigt. Die Unkenntlichmachung muss dann nachträglich beantragt werden. Auch Hausbesitzer und Mieter aus anderen Regionen, in denen Street View später starten soll, können nach wie vor Widerspruch einreichen.
Bitkom erklärte, die Zahl der Widersprüche zeige, „dass die meisten Deutschen trotz der verbreiteten Panikmache besonnen“ reagierten. Sie seien sich klar, dass Häuserfassaden ohnehin öffentlich seien. Gesetze für Dienste wie Street View dürften nur dort eingeführt werden, wo diese wirklich nötig seien, erklärte der Verband.
+++ Im dritten Satz des ersten Absatzes heißt es nun richtig, dass sich laut Bitkom „die Verbraucher“ (das Wort war entfallen) nicht irritieren ließen.