Studie: Aktie wird immer mehr Geldanlage für Besserverdiener
6. August 2010Aktien werden einer Studie zufolge zunehmend zur Geldanlage für höher Gebildete und Gutverdiener. Während die Zahl der Aktienanleger insgesamt in den vergangenen fünf Jahren um 17,9 Prozent geschrumpft sei, sei die Zahl der Aktionäre mit Abitur dagegen um 6,3 Prozent gestiegen, teilte das Deutsche Aktieninstitut (DAI) am Donnerstag in Frankfurt am Main mit. Bei den Anlegern mit Fachabitur habe es zwischen 2005 und 2010 einen Zuwachs um 2,3 Prozent gegeben.
Die Gesamtzahl der Aktionäre in Deutschland sei im ersten Halbjahr gesunken, teilte das DAI mit. Insgesamt hätten 8,6 Millionen Menschen Geld in Aktien oder in Aktienfonds investiert. Im zweiten Halbjahr 2009 seien es noch 8,8 Millionen Aktienanleger gewesen. Gegenüber dem Höchststand im Jahr 2001 betrug der Rückgang demnach rund ein Drittel. Das DAI befragt für seine repräsentative Untersuchung über das Jahr verteilt insgesamt 26.400 Anleger.
Unter den Menschen ohne Schulabschluss betrugt der Rückgang der Zahl der Aktienanleger laut DAI in den vergangenen Jahren zwei Fünftel (40,9 Prozent), teilte das DAI mit. Deutlich weniger Anleger gebe es mittlerweile auch unter den Menschen mit Realschulzeugnis (minus 38,2 Prozent) und Hauptschulabschluss (minus 31,5 Prozent).
Unter den verschiedenen Berufsgruppe sei in den vergangenen Jahren lediglich unter den leitenden Angestellten und höheren Beamten die Zahl der Aktionäre gestiegen – und zwar um knapp ein Fünftel (19,9 Prozent), teilte das DAI mit. Massive Rückgänge hingegen habe es in der Gruppe der Arbeiter gegeben (minus 60,9 Prozent), unter Studenten, Schülern und Auszubildenden (minus 36,6 Prozent), Selbständigen, Freiberuflern und Landwirten (minus 35,4 Prozent) und Hausfrauen (minus 31,8 Prozent).
Ausschließlich finanziell besser gestellte Haushalte investierten in den vergangenen Jahren vermehrt in Aktien, teilte das DAI mit. Bei Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von über 4000 Euro habe es einen Zuwachs von 5,9 Prozent bei den Aktienanlegern gegeben. Besonders stark sei der Rückgang dagegen bei armen Haushalten mit einem Monatseinkommen zwischen 750 und 1250 Euro gewesen (minus 52,7 Prozent) und Haushalten mit Einkünften unter 750 Euro pro Monat (minus 26,8 Prozent). Bei den Haushalten mit 1250 bis 3000 Euro Monatseinkommen habe der Rückgang bei über einem Drittel gelegen, bei Haushalten mit 3000 bis 4000 Euro bei rund einem Zehntel.
Die Entwicklung der Aktionärsstruktur gebe „Anlass zur Sorge“, kritisierte DAI-Experte Franz-Josef Leven. In den vergangenen Jahren habe sich vor allem die Mittelschicht stark von der Aktie als Geldanlage zurückgezogen. Die „soziale Schere“ habe sich geöffnet, es sei ein „klares Muster“ erkennbar: Je niedriger die Ausbildung, berufliche Position oder das Einkommen, umso stärker der Rückgang bei der Zahl der Aktienanleger.