Verband: Ohne-Gentechnik-Siegel nach einem Jahr noch kaum verbreitet
10. August 2010Das einheitliche Siegel „Ohne Gentechnik“ für Lebensmittel ist ein Jahr nach seiner Vorstellung durch Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) noch immer kaum verbreitet. 33 Unternehmen kennzeichneten ihre Produkte derzeit mit dem Siegel, wie ein Sprecher des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP sagte. Grund für die schleppende Einführung seien formale Fragen bei den Regelungen zur Vergabe des Siegels, die zwischen dem VLOG und dem Verbraucherschutzministerium geklärt werden müssten. Der VLOG wird von Teilen der Lebensmittelbranche getragen und ist mittlerweile für die Vergabe des Siegels zuständig.
Aus Sicht der Verbraucher hat sich damit seit Einführung des grünen Siegels auf Lebensmittelverpackungen im Herbst vergangenen Jahres kaum etwas getan. Es gibt noch vergleichsweise wenige Produkte mit der Kennzeichnung. Im Dezember hatte das Bundesverbraucherschutzministerium wenige Monate nach Einführung des Logos auf Anfrage mitgeteilt, dass damals schon mehr als 30 Unternehmen das Siegel beantragt und meist auch genehmigt bekommen hatten.
Verbraucherschutzministerin Aigner hatte das Ohne-Gentechnik-Siegel am 10. August 2009 vorgestellt. Die grüne Raute mit der weißen Aufschrift „Ohne Gentechnik“ ist für Produkte vorgesehen, die garantiert ohne jede Spur von Gentechnik hergestellt wurden. Das Siegel soll eine Lücke in den bisherigen Kennzeichnungspflichten schließen.
Bislang müssen Nahrungsmittelhersteller nur angeben, wenn gentechnisch veränderte Zutaten in Lebensmitteln enthalten sind, etwa Cornflakes aus Genmais in Schokoriegeln. Tierische Produkte wie Milch von Kühen oder Eier von Hühnern, die Genfutter erhalten, fallen jedoch nicht unter diese Regelung.
Bereits vor Einführung des Siegels durften Nahrungshersteller ihre Produkte mit den Worten „Ohne Gentechnik“ versehen, wenn sie tatsächlich gentechnikfrei produziert wurden. Bis zur Einführung des Logos im vergangenen Jahr gab es jedoch keine einheitliche Gestaltung.
„Die Vergabe des Siegels verläuft leider noch nicht so schnell wie gewünscht
und wie es notwendig wäre“, sagte Alexander Hissting, Sprecher des VLOG. Bis heute geschehe die Vergabe des Siegel „noch nicht in den endgültigen Bahnen“. Nach wie vor fehle seitens des Bundesverbraucherschutzministeriums die endgültige Bestätigung für die vom VLOG vorgeschlagenen Regularien zur Vergabe des Siegels. Er sei jedoch „zuversichtlich, dass wir in ein paar Tagen soweit sind, dass endlich Interessenten an dem Siegel schnell und zuverlässig versorgt werden können“, sagte Hissting. Zwischen 20 und 30 zusätzliche Unternehmen hätten Interesse an der Kennzeichnung bekundet.
Von der Nahrungsindustrie stehen hinter dem VLOG rund zwei Dutzend Unternehmen. Dazu gehören unter anderem die süddeutsche Supermarktkette tegut, der Molkereikonzern Campina mit der Marke Landliebe, der Wettbewerber Alb-Gold sowie der Geflügelfleischproduzent Stolle.