Menschenrechtler rügen Aldi und Adidas für China-Geschäfte
19. August 2010Die Menschenrechtsorganisation Südwind hat die China-Geschäfte von Aldi, Adidas und dem Großhandelskonzern Metro kritisiert. Bei chinesischen Zulieferern von Aldi und Adidas sowie in bei chinesischen Großhandelsmärkten von Metro komme es teilweise zu gravierenden Arbeitsrechtsverletzungen, teilte die Organisation in Siegburg mit. Die Unternehmen wiesen die Vorwürfe zurück.
Beschäftigte eines Aldi-Bekleidungslieferanten in der südchinesischen Provinz Guangdong müssen laut Südwind bis zu 130 Überstunden im Monat machen, weil ihr Lohn nicht zum Leben reicht. Aldi erklärte dazu gegenüber Südwind, es könne anhand der vagen Beschreibungen nicht herausfinden, um welchen Betrieb es sich tatsächlich handelt. Aldi arbeite gemeinsam mit seinen Lieferanten an der Behebung unzureichender Sozial- und Arbeitsstandard.
Auch bei zwei Adidas-Schuhlieferanten in Fujian seien „exzessive Überstunden“ von bis zu 92 Stunden im Monat ein „Hauptproblem“, teilte Südwind mit. Eine Sprecherin sagte dazu, Adidas habe einen Verhaltenskodex, an den sich alle Zulieferer halten müssten und dessen Einhaltung unabhängig überprüft werde. In China dürfe demnach eine maximale Wochenarbeitszeit von 60 Stunden nicht überschritten werden. Bei Hinweisen auf Probleme versuche Adidas, diese zu überprüfen.
In den von Südwind untersuchten zwei Metro-Großhandelsmärkten in den Städten Chongqing und Guangzhou müsse das externe Personal soziale Einschränkungen hinnehmen, erklärte Südwind mit Verweis auf die Untersuchungen. So gebe es keinen Mutterschaftsurlaub. Ein „durchgängig zentraler Missstand“ sei zudem die Verletzung der Gewerkschaftsfreiheit. Metro erklärte dazu, der Konzern setze die Normen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) soweit wie möglich auch in seinen Märkten in China um. Metro zahle ein Grundgehalt und biete freiwillige Zusatzleistungen. Die Geschäftsführung greife nicht in die Arbeit der Gewerkschaft ein.
Südwind erklärte, die zum Teil langjährigen Unternehmensprogramme zur weltweiten Sozialverantwortung hätten an den Arbeitsrechtsverletzungen „kaum etwas geändert“. Deshalb forderten Gewerkschaften und regierungsunabhängige Organisationen nun eine Debatte in deutschen Kommunen und Bundesländern, die eine Partnerschaft mit einer chinesischen Stadt oder Provinz haben. Diese Partnerschaften dienten bislang „fast exklusiv Wirtschaftsinteressen, die den hohen sozialen Preis niedriger Arbeitskosten ausgeklammert haben“. Ausnahme sei die Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Fujian, die von einem Bündnis regierungsunabhängiger Organisationen seit 2007 auf den sozialen Prüfstand gestellt werde.