EU will Fischquoten strenger an Bestandsschutz ausrichten
9. September 2010Die EU-Kommission will die Fischfang-Quoten künftig strenger an dem ausrichten, was Wissenschaftler angesichts der Überfischung der Meere für noch erträglich halten. „Die Bestände werden nicht überleben, wenn wir wie bisher weitermachen“, sagte Fischerei-Kommissarin Maria Damanaki. Zudem plant die Kommission im Rahmen einer großen Reform unter anderem, den unerwünschten Beifang zu reduzieren.
Die Vorschläge für die Höchstmengen, die von einer jeweiligen Fischart pro Jahr gefangen werden dürfen, sollten in Zukunft „strikt an wissenschaftlichem Rat ausgerichtet sein“, sagte Damanaki. Die Quoten werden von der Kommission vorgeschlagen, aber von den Mitgliedstaaten beschlossen.
Ein Problem aus Kommissionssicht ist, dass die Staaten die Quoten aus politischen Gründen heraufsetzen können und so die nachhaltige Bewirtschaftung der Bestände gefährden. Besonders bedroht sind nach Kommissionsangaben zum Beispiel Kabeljau, Hering und Roter Thun (Blauflossenthunfisch). Der „Welt“ sagte Damanaki, 88 Prozent der Fischbestände seien überfischt.
Damanaki zeigte sich in Brüssel zuversichtlich, dass Deutschland der neuen Ausrichtung positiv gegenüberstehe. Sie habe bereits mit Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) und Behördenvertretern in Hamburg gesprochen. Schon jetzt bezieht die Kommission Expertisen in ihre Quoten-Vorschläge ein, diese sollen aber künftig maßgeblicher werden. Das wird Damanaki zufolge voraussichtlich dazu führen, dass die Quoten insgesamt sinken.
Im Rahmen der großangelegten EU-Fischerei-Reform, die 2013 in Kraft treten soll, plant Damanaki auch eine Reduzierung des Beifangs, also des unerwünschten Fangs von Fischen, die häufig wieder über Bord gekippt werden. „Die Fischerboote sollen verpflichtet werden, den gesamten Fang an Land zu bringen“, sagte Damanaki der „Welt“. Die endgültigen Reform-Vorschläge will die Kommission im Frühjahr beschließen. Die Kommission plant nach „Welt“-Informationen zudem, dass „Fischerbooten, die gegen eine nachhaltige Fischerei verstoßen, die Subventionen gestrichen werden sollen“.