Verbraucherschützer kritisieren schwarz–gelbes Energiekonzept
29. September 2010Nach der Verabschiedung des Energiekonzepts der Bundesregierung warnen Verbraucherschützer vor steigenden Preisen. Die Verbraucher in Deutschland müssten sich auf höhere Energiekosten einstellen, sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, Gerd Billen, der „Passauer Neuen Presse“ (Mittwochsausgabe). „Die Laufzeitverlängerung wird nicht den von der Regierung erhofften preisdämpfenden Effekt haben.“ Der unbestritten notwendige Ausbau der Stromnetze und die Förderung der erneuerbaren Energien, vor allem der Photovoltaik, werde die Strompreise weiter in die Höhe treiben. „Allein im nächsten Jahr werden die Preise wegen der Solar-Subventionen um bis zu zehn Prozent steigen“, sagte Billen voraus.
Zum Energiekonzept der Bundesregierung sagte Billen: „Von einer Revolution kann man nun wirklich nicht sprechen.“ Zwar seien die Ziele ehrgeizig und gingen viele der Maßnahmen in die richtige Richtung, „aber sie sind unter dem Strich nicht effizient genug“.
Vor allem die Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke sieht der oberste Verbraucherschützer kritisch: „Wenn die Atomkraftwerke länger laufen, wird der notwendige Wettbewerb bei der Energieerzeugung abgebremst“, warnte er vor „einer Zementierung des Monopols der großen Konzerne“. Es sei keinesfalls sicher, dass die Kraftwerksbetreiber die Extraprofite in den Ausbau erneuerbarer Energien investierten. „Schon jetzt geht ihre Neigung spürbar zurück, in Offshore-Windanlagen zu investieren oder andere Alternativ-Energie-Projekte anzuschieben.“
Billen begrüßte im Gegenzug, dass die Bundesregierung auf einen Sanierungszwang für den Gebäudebestand verzichtet hat. „Ein genereller Sanierungszwang wäre nicht zu rechtfertigen gewesen“, betonte der Verbraucherschützer. „Die Hälfte der Hausbesitzer ist bald älter als 60 Jahre. Sie wird man nicht zwingen können, 70.000 oder 100.000 Euro für eine energetische Sanierung auszugeben.“ Für sinnvoller hält es Billen, steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten für die Sanierung des Gebäudebestands zu schaffen.
+++ Das Interview wurde vorab in redaktioneller Fassung übermittelt. +++