Erstmals größerer Konflikt zwischen Bio–Milchbauern und Molkerei
19. Oktober 2010In der deutschen Landwirtschaft ist es erstmals zu einer offenen Konfrontation zwischen Bio-Bauern und einer Molkerei wegen zu niedriger Milchpreise gekommen. Die Bio-Milch-Erzeugergemeinschaft Nord kündigte den Vertrag mit Deutschlands zweitgrößter Bio-Molkerei Söbbeke zum 30. September nächsten Jahres, teilte die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) am Dienstag in Hamm mit. Durch die Kündigung der aus mehreren Dutzend Biobauern bestehenden Gemeinschaft gingen Söbbeke zwischen 40 und 50 Prozent ihrer Milchliefermenge verloren. Der Vorgang sei in der deutschen Milchwirtschaft „bisher einmalig“, erklärte die AbL.
Hintergrund des Konflikts sei, dass Söbbeke angesichts allgemein steigender Preise für Milch die Zahlungen an Bauern für Biomilch nicht entsprechend erhöht habe, teilte die AbL mit. Dabei gebe der Markt für Biomilch dies derzeit her. Andere Molkereibetriebe zeigten dies. Grundsätzlich verdeutliche der Konflikt bei Söbbeke, dass es auch im Markt für Biomilch gegensätzliche Interessen zwischen Molkereien und Landwirten gebe, nicht nur bei der herkömmlichen Milch.
Die Preise für Milch stabilisieren sich seit längerem wieder. Speziell 2008 und 2009 waren sie stark gesunken, was zu einem Milchlieferboykott seitens vieler konventioneller Landwirte gegenüber Molkereien führte. Nach Angaben des Bundes Deutscher Milchviehhalter brauchen Landwirte 40 Cent je Liter Milch von den Molkereien, um nachhaltig wirtschaften zu können. Nach Angaben der AbL brauchen Bio-Landwirte jedoch mehr, weil sie auch höhere Kosten haben. Demnach hatten Bio-Milchbauern im Branchenschnitt – aber auch bei der Söbbeke-Molkerei – zuletzt zeitweise sogar nur unter 40 Cent erhalten.