Deutsche Banken unterschiedlich gut für Basel III gerüstet
13. September 2010Die deutschen Banken sehen sich unterschiedlich gut für die neuen Risiko-Vorschriften zur Vermeidung von Krisen gerüstet. Die Landesbanken warnten vor einer Verknappung von Krediten durch die neuen Basel-III-Regeln, Sparkassen und Privatbanken dagegen gaben sich gelassen.
Die Basel-III-Einigung sei ein „regulatorischer Blindflug“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Verbands öffentlicher Banken (VÖB), Karl-Heinz Boos. Der VÖB vertritt unter anderem die deutschen Landesbanken. Er sehe die Gefahr, dass die Kreditvergabe der Banken „deutlich eingeschränkt werde“. Die deutschen Landesbanken hatten beim jüngsten Belastungstest für Banken in Europa besonders schlecht abgeschnitten. Viele der Institute haben durch schwere Verluste in der Finanzkrise relativ wenig Eigenkapital und sind schlecht für Krisen gerüstet.
Der Bundesverband deutscher Banken (BdB), der Deutsche Bank, Commerzbank und die anderen Privatbanken in Deutschland vertritt, erklärte zwar, die neuen Anforderungen seien „eine Herausforderung“. Die Umsetzung sei von den deutschen Banken aber „alles in allem zu schaffen“. Die Sparkassen und die Volks- und Raiffeisenbanken zeigten sich zufrieden, dass die Basel-III-Regeln die Besonderheit der deutschen Bankenlandschaft berücksichtigten. Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind keine Aktiengesellschaften. Ihre besondere Struktur hatte dazu beigetragen, dass sie kaum von der Finanzkrise betroffen waren.
Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht, ein Gremium aus Finanzmarktwächtern und Notenbankern der großen Wirtschaftsnationen, hatte am Sonntagabend die neuen Regeln beschlossen. Banken müssen den Anteil ihres sogenannten harten Kernkapitals künftig von zwei auf sieben Prozent mehr als verdreifachen. Die Quote beschreibt das Verhältnis vom Kapital einer Bank zu ihren riskobehafteten Geschäften, also Krediten und Geldanlagen. Mit einer höheren Kernkapitalquote können Banken im Krisenfall Kreditausfälle oder Börsencrashs besser abfedern.
Trotz der strengeren Regeln zogen die Kurse der meisten Bankaktien weltweit deutlich an. Analysten machten hierfür vor allem die vereinbarten langen Übergangsfristen für die neuen Regeln als Ursache aus. Die letzten der neuen Vorschriften sollen erst im Jahr 2019 gelten.