Diabetes–Mittel Avandia wird in Europa vom Markt genommen
23. September 2010Nach Warnungen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen soll das Diabetes-Medikament Avandia in Europa vom Markt genommen werden. Innerhalb der „nächsten Monaten“ solle das Mittel aus den Regalen verschwinden, teilte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) mit. Zur Begründung hieß es, die mit dem Medikament verbundenen Gesundheitsrisiken stünden nicht im angemessenen Verhältnis zu seinem Nutzen. Auch die US-Arzneimittelbehörde (FDA) erließ deutliche Beschränkungen für das vom britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline hergestellte Mittel, das erhöhte Risiken etwa von Herzinfarkten oder Schlaganfällen bedeuten soll.
Die EMA begründete ihre Entscheidung vor allem mit den Risiken des in Avandia enthaltenen Wirkstoffs Rosiglitazon. Da die beiden anderen Diabetes-Mittel von GlaxoSmithKline, Avandamet und Avaglim, denselben Wirkstoff enthalten, sollen auch diese in Europa vom Markt genommen werden. Allein mit Avandia verdiente der Pharmakonzern 2009 umgerechnet rund 900 Millionen Euro.
Aufgrund der erhöhten Gesundheitsrisiken entschied auch die US-Behörde FDA, Avandia nur noch in Ausnahmefällen für Patienten mit Diabetes vom Typ 2 zuzulassen, falls diese nicht auf andere Medikamente ansprechen. Auf ein generelles Verbot verzichtete die US-Behörde.
Ein Expertengremium in den USA hatte im Juli vor Gesundheitsgefahren durch das Diabetes-Medikament gewarnt. Eine Mehrheit des von der FDA eingesetzten Gremiums stufte Befunde als glaubwürdig ein, wonach Avandia das Risiko von Infarkten und Schlaganfällen stärker erhöhen könnte als andere Diabetes-Präparate.