EC–Karten–Netzbetreiber wegen Sammlung von Millionen Daten in Kritik
23. September 2010Die Daten von Millionen Bankkunden sollen ohne Rechtsgrundlage dauerhaft gespeichert worden sein. Deutschlands größter EC-Karten-Netzbetreiber Easycash habe eine Datensammlung nahezu aller deutschen EC-Karten angelegt, um Aussagen über die Zahlungsfähigkeit der Kartenbesitzer machen zu können, berichtete der Sender NDR-Info am Donnerstag. Easycash wies „pauschale Kritik“ am Datenschutz bei der Firma zurück.
Betroffen sind laut NDR-Info 50 Millionen Kontoinhaber, die mit ihrer EC-Karte etwa an Supermarktkassen zahlen. Gespeichert werden in der Datensammlung bei Easycash demnach Angaben zu Betrag, Zeitpunkt und Ort von Transaktionen. Das Ratinger Unternehmen nutze diese Daten nicht nur wie branchenüblich für die Zahlungsabwicklung und für eine Sperrdatei. Ziel sei auch, auf Grundlage der Daten Empfehlungen für Vertragsunternehmen unter anderem im Hinblick auf die Zahlungsfähigkeit und Kreditwürdigkeit des Karteninhabers zu erstellen.
Dabei geht es um Kunden, die mit EC-Karte und Unterschrift bei Partnerunternehmen von Easycash bezahlen. Dieses Verfahren ist zwar für die Händler deutlich kostengünstiger als das Bezahlen mit EC-Karten und Geheimnummer – zugleich aber auch risikoreicher, da die Geschäfte von den Banken kein Geld erhalten, wenn das Konto nicht gedeckt ist. Um dieses Risiko zu verringern, stelle Easycash den Unternehmen eine Prognose über die Zahlungsfähigkeit der Kunden zur Verfügung, berichtete der Sender.
Eine Easycash-Sprecherin sagte dem NDR, die Datenspeicherung und -verarbeitung geschehe auf Grundlage des Bundesdatenschutzgesetzes. Kontoverbindungen seien zudem keine personenbezogenen Daten im Sinne dieses Gesetzes, weshalb eine schriftliche Einwilligung der Kunden nicht notwendig sei. Das Unternehmen versicherte am Donnerstag zudem, Easycash befolge „peinlich genau alle datenschutzrelevanten Vorschriften des Bundesdatenschutzgesetzes“. Weder erhebe noch speichere die Firma persönliche Daten bei allen Kartenzahlungen. Easycash gebe auch keine Daten an Dritte weiter.
Verbraucher- und Datenschützer übten scharfe Kritik am Vorgehen von Easycash. „Wir halten es für einen Skandal, dass am Verbraucher vorbei solche Datenbanken aufgebaut werden“, sagte der Bankenexperte des Bundesverbandes Verbraucherzentrale (vzbv), Frank-Christian Pauli, der Nachrichtenagentur AFP. Der Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, sprach gegenüber der „Mitteldeutschen Zeitung“ von einer „Schweinerei“. Die Daten würden in einer Art und Weise ausgewertet, die nicht einmal von der Einwilligungserklärung, die ebenfalls unzulässig sei, abgedeckt werde. Was mit den Daten passiere, sei „absolut nebulös“.