EU verlangt Aufklärung wegen nicht zugelassener Genkartoffel
9. September 2010Nach dem Anbau einer verbotenen Gen-Kartoffel gerät der BASF-Konzern immer stärker unter Druck. Das Unternehmen räumte ein, dass eine Verwechslung dazu geführt habe, dass eine nicht zugelassene Gen-Kartoffelsorte auf einem Feld in Schweden gefunden worden sei. Bei der EU-Kommission mussten BASF-Manager den Vorfall erklären, Brüssel will untersuchen, ob es in anderen Ländern zu ähnlichen Fällen gekommen ist.
Nach ersten Erkenntnisse handle es sich „vermutlich um eine Verwechslung“, teilte BASF mit. Auf dem Feld in Schweden waren Kartoffeln der genveränderten Sorte Amadea gefunden worden. Diese haben keine Zulassung in der EU. Sie waren auf einem Feld mit Kartoffeln der BASF-Sorte Amflora aufgetaucht.
Die Genkartoffel Amflora ist zur Stärkegewinnung für die Industrie bestimmt. Neben Schweden wird sie in Deutschland und Tschechien zu Forschungszwecken angebaut. Das Land Mecklenburg-Vorpommern, wo das einzige Amflora-Versuchsfeld in Deutschland liegt, hatte die Vermarktung der Genkartoffel Anfang der Woche wegen des Vorfalls in Schweden gestoppt. Bei Amadea ist bisher unklar, ob sie nach einer EU-Zulassung als Lebensmittel verwendet werden soll.
Die EU-Kommission hatte am Mittwochabend mitgeteilt, Experten der Kommission und der Mitgliedstaaten würden kommende Woche zur BASF-Tochter Plant Science entsandt, um das ganze Ausmaß des Vorfalls zu klären. Bei einem Termin in Brüssel hätten BASF-Konzernvertreter nicht alle Fragen ausräumen können. Sie hätten dort „menschliches Versagen“ als Ursache für den Vorfall genannt. Eine BASF-Sprecherin sagte der Nachrichtenagentur AFP, das Unternehmen sei „sicher“, dass die verbotene Amadea-Kartoffel ausschließlich in Schweden gepflanzt wurde.
Marco Contiero, Gentechnikexperte bei Greenpeace in Brüssel, nannte es „beunruhigend“, dass es bereits im ersten Jahr des Anbaus von Amflora zu solch einem Vorfall gekommen sei. Dies gelte umso mehr, als der Anbau unter strengen Kontrollen auf einer sehr kleinen Versuchsfläche stattgefunden habe.
Die BASF-Sprecherin sagte, das Verbot der Amflora-Vermarktung in Mecklenburg-Vorpommern habe zunächst kaum Auswirkungen. Die Ernte gehe weiter, die Kartoffeln würden dann wie vorgesehen bis kommenden April gelagert. BASF hatte in Deutschland erst in der vergangenen Woche damit begonnen, die Amflora-Kartoffeln auf dem rund 15 Hektar großen Feld in Zepkow zu ernten.