„FAS“: Datenschutzlücke bei Facebook
17. Oktober 2010Über das Internet-Netzwerk Facebook können offenbar auch E-Mail-Kontakte von Menschen herausgefunden werden, die bei dem Onlinedienst gar nicht angemeldet sind. Wer bei der Anmeldung bei Facebook irgendeine ihm bekannte E-Mail-Adresse eines Nicht-Mitglieds angibt, bekommt einem Pressebericht vom Wochenende zufolge zahlreiche Mailadressen aus dessen Bekanntenkreis. Die Bundesregierung kritisierte die Datenschutzlücke.
Wie die „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ berichtete, wird der eigentliche Besitzer der Mail-Adresse zwar in einer E-Mail aufgefordert, das neue Nutzerkonto zu bestätigen und erfährt damit, dass seine Adresse verwendet wurde. Zu diesem Zeitpunkt hat das falsche Mitglied jedoch schon Einblick in die fremden Kontakte bekommen. Nach Angaben des Rundfunksenders „DRadio Wissen“ soll es auf diese Weise auch möglich sein, die Mail-Adressen hunderter Kunden von Onlinehändlern oder Banken herauszubekommen.
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) kritisierte die Praxis als „Regelverstoß“, der in eine „ganze Reihe fragwürdiger Praktiken“ passe. „Dass die Kenntnis einer E-Mail-Adresse ausreicht, um bei Facebook recherchieren zu können, mit wem jemand in Kontakt steht, der selbst Facebook gar nicht nutzt, zeigt ein weiteres Mal, wie wenig Respekt Facebook vor der Privatsphäre der Internetnutzer hat“, sagte sie der „FAS“. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar bezeichnete die Angelegenheit in der Zeitung als „großes Problem“ und „konsequente Folge davon, dass Facebook Daten über Nichtmitglieder sammelt“.
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) erklärte am Sonntag: „Die Aufdeckung dieser weiteren Schutzlücke zeigt, wie wenig Beachtung Facebook immer noch dem sorgsamen Umgang mit persönlichen Daten schenkt.“ Erst Anfang des Jahres habe die Stiftung Warentest die Datensicherheit bei Facebook als „mangelhaft“ bezeichnet. Offenbar entspreche die Weitergabe persönlicher Daten „einer Standardfunktion von Facebook“, erklärte die Ministerin. Der laxe Umgang einiger Unternehmen mit persönlichen Daten sei auch aus rein wirtschaftlicher Sicht falsch, mahnte die FDP-Politikerin: „So wird die Internetwirtschaft jedenfalls nicht erfolgreich für mehr Vertrauen werben können.“