Gaspreise entkoppeln sich erstmals vom Ölpreis
26. August 2010Die seit Jahrzehnten gültige Bindung der Gaspreise an den Ölpreis löst sich immer weiter auf. In den vergangenen zwölf Monaten stieg der Durchschnittspreis für leichtes Heizöl um knapp 29 Prozent, der Gaspreis dagegen sank um 5,5 Prozent, wie das Verbraucherportal Verivox erklärte. „Erstmals sehen wir einen deutlichen Trend zur Entkopplung des Gaspreises vom Heizölpreis“, sagte Peter Reese, Leiter der Abteilung Energiewirtschaft bei Verivox. Verbraucher können demnach von sinkenden Preisen profitieren.
Die Ölpreisbindung war 1965 erstmals vereinbart worden. Produzenten wie der russische Energiegigant Gazprom schlossen langfristige Lieferverträge mit deutschen Importeuren wie Eon Ruhrgas, in denen der Preis dem des Öls mit einer Verzögerung von rund sechs Monaten folgte. Der Importeur gab diese Preisbindung an seine Kunden, die Versorger weiter, und diese wiederum an die Endverbraucher. Angebot und Nachfrage nach Gas spielten dabei also keine Rolle.
Seit Beginn der Weltwirtschaftskrise jedoch sank die Nachfrage nach Gas, die Folge war ein Überangebot – auch weil gleichzeitig immer mehr neue Quellen wie Schiefergas ausgebeutet werden und der Handel mit Flüssiggas zunimmt, wie Verivox erklärte. Erdgas wird zunehmend frei gehandelt – und diese Möglichkeit nutzen immer mehr Gasanbieter, um sich günstig einzudecken. Sie können auch dem Endverbraucher günstige Preise anbieten und sind damit Unternehmen mit langfristigen Lieferverträgen überlegen.
Die Endverbraucher wiederum können seit der Liberalisierung des Gasmarktes hierzulande unter zunehmend vielen Anbietern wählen. 2008 hatten sie laut Verivox die Wahl zwischen im Schnitt drei Gasanbietern, im Juli 2010 zwischen durchschnittlich 25. Beide Entwicklungen führen „zu immer größeren Preisunterschieden zwischen den Versorgern“, sagte Verivox-Experte Reese. Durch den Wechsel seines Anbieters könne ein Durchschnitts-Haushalt rund 238 Euro im Jahr sparen.