Tipps zum Umgang mit schwarzen Schafen unter den Schlüsseldiensten
13. Dezember 2018Schnell ist es passiert: Einmal zum Briefkasten oder zur Garage, die Haus- oder Wohnungstür stand kurz offen, dann ein Windzug und sie fällt zu. Nun muss ein Schlüsseldienst helfen. Zum Glück ist gerade das Smartphone in der Hosentasche oder der Nachbar ist gerade da und von dort ein Telefonat möglich. Aber Achtung: Jetzt beginnt die Zeit der Schlüsseldienst-Betrüger und davor schützen die nachfolgenden Informationen.
Zugefallen oder verschlossen?
Das ist die erste Frage in solchen Situationen. Im ersten Fall (zugefallen) kann die Tür ohne zerstörende Maßnahmen geöffnet werden, im zweiten Fall (verschlossen) nicht. Im ersten Fall ist kein neuer Schließzylinder erforderlich, im zweiten in der Regel schon und das macht es teurer. Im ersten Fall wissen seriöse Schlüsseldienste, wie sie ohne Beschädigungen einen Weg der Türöffnung finden, im zweiten Fall beschränken sie die unvermeidliche Zerstörung auf den Schließzylinder, den sie austauschen müssen.
Unseriöse Schlüsseldienste versuchen bei einer lediglich zugefallenen Tür, dem Betroffenen gleich einen neuen Schließzylinder aufzudrängen. Bei einer tatsächlich verschlossenen Tür bzw. einem abgebrochenen Schlüssel im Schloss gehen sie absichtlich sehr ruppig vor und beschädigen neben Schließzylinder gleich die ganze Tür samt Beschlägen. Das bedeutet mehr Arbeitsaufwand, den sie höher abrechnen können.
(via www.betrugstest.com)
Angemessener Preis oder Abzocke?
Diese Frage lässt sich auf den ersten Blick nicht leicht beantworten. Schnell fallen inklusive Anfahrt rund 80 Euro für einen Schlüsseldienst an und das empfindet viele Menschen womöglich als zu hoch, andere aber nicht. Das ist immer eine individuelle Sache. Ein genauer Blick in Verbraucherschutz-Foren ist hilfreich, weil hier Fälle auftauchen, in denen Schlüsseldienste bis zu 400 Euro berechneten. Eine einfache Türöffnung dauert normalerweise keine drei Minuten und für diese Zeit sind 400 Euro ein sehr stolzer Preis.
Nach aktuellen Angaben von Verbraucherschützern war der Schlüsseldienst-Betrug 2018 weiter auf dem Vormarsch. Neu ist das Problem nicht und die Methoden der Betrüger werden immer raffinierter. Da werden gleich 100 Extra-Euro für eine angebliche 24-Stunden-Rufbereitschaft berechnet, die tatsächlich nicht vorliegt. In der seriösen Branche ist der 24-Stunden-Dienst selbstverständlich und wird nicht extra berechnet.
Kürzlich wurden vor dem Landgericht Kleve zwei Männer verurteilt, die acht Jahre lang einen Schlüsseldienst mit Wucherrechnungen betrieben, bis sie endlich erwischt wurden. Sie boten ihre Schummel-Dienstleistung deutschlandweit mit Ortsnetz-Telefonnummern an und gaukelten ahnungslosen Kunden vor, direkt in der Umgebung zu sein. Die Betrüger beschäftigten unkundige und schlecht ausgebildete Techniker, die unnötige Schäden an Türen, Beschlägen und Schließzylindern verursachten, welche seriösen und fachkompetenten Schlüsseldiensten niemals passiert wären. Das Gericht sah hier über die Jahre einen Millionenschaden für die Verbraucher. In einem anderen extremen Fall, der sich zum Jahresanfang 2018 in einer oberbayrischen Gemeinde ereignete, manipulierten Schlüsseldienst-Betrüger das Türschloss eines 59-Jährigen Mannes, so dass er die Tür nicht mehr aufschließen konnte. Er rief den Schlüsseldienst vor Ort, der diese Gelegenheit, die er schließlich zuvor provoziert hatte, ausnutzte und eine satte Rechnung über 750 Euro ausstellte. Dem Mann kam das seltsam vor und er verständigte die Polizei, die inzwischen ein Strafverfahren eingeleitet hat.
Noch mal zur Erinnerung: Kosten um 70 bis 80 Euro sind für eine gewöhnliche Türöffnung normal in der Stadt, auf dem Land durchschnittlich 60 Euro. War die Tür verschlossen und der Schließzylinder musste ausgetauscht werden, sind es vielleicht inklusive Anfahrt, Steuern und eventuell Nachtzuschlag auch mal 150 bis 180 Euro. Aber sicherlich keine 750.
Fazit: 3 wichtige Tipps zum Umgang mit Schlüsseldiensten
Neben den hier bereits genannten Tipps (Zugefallene oder verschlossene Tür? Austausch des Schließzylinders erforderlich? Angebliche Notrufbereitschaft berechnet?) sind drei Punkte besonders wichtig:
- Es ist nicht sicher, wenn sich Betroffene allein auf Telefonbucheinträge verlassen. Unseriöse Dienste positionieren sich gerne mit unpassenden Kürzeln wie AAA an den Anfang. Lieber bei Polizei oder der jeweiligen Handwerkskammer nachfragen und absichern.
- Bei einer Telefonanfrage vorher einen Festpreis festlegen und nochmals beim Techniker des Schlüsseldienstes vor Ort gezielt nachfragen und daran erinnern. Zur Sicherheit mit einem Zeugen.
- Die Rechnung genau überprüfen: Stimmt die Kilometerzahl der Anfahrt mit der tatsächlichen Wegstrecke überein? Welcher Preis entsteht für die reine Türöffnung, welcher für diverse Zuschläge und angebliche Sonderleistungen? Besteht ein ungefähres Verhältnis bei den Gesamtkosten von 50 Prozent Türe, 20 Prozent Zuschläge, 10 Prozent Anfahrtsweg? Dazu kommen immer 19 Prozent Mehrwertsteuerteuer.
Ein weiterer klarer Hinweis für Betrug sind in jedem Fall Telefonnummern aus mehreren Städten und verschiedene Branchenbrucheinträge wie zum Beispiel: AAA Meyer Schlüsseldienst e.K., AAA Meyer Schlüsselnotdienst e.K. und AAA Meyer Schlüsselnothilfe e.K.
Gibt es heute noch seriöse Schlüsseldienste?
Bei Unklarheiten ist es für Betroffene ratsam, sofort nachzuhaken und sich zum Beispiel erklären zu lassen, warum keine gewaltlose Türöffnung möglich ist. Seriöse Dienstleister erklären gerne vor Ort, warum sie gerade was und wie machen müssen. Wer sich hier unklar und verschwommen äußert, ist kein seriöser Schlüsseldienst. Hier drohen hohe Kosten und wenn noch keine Dienstleistung erfolgte, ist ein Rücktritt von der Auftragserteilung jederzeit möglich. Dann fallen nur Anfahrtskosten an.
Verbraucherschützer gehen heute davon aus, dass durchschnittlich neun von zehn Rechnungen der Schlüsseldienste in Deutschland zu hoch sind. Selbst wenn es real wahrscheinlich noch nicht ganz so schlimm ist, tummeln sich viele der bekannten schwarzen Schafe in der Branche. Bei genauer Recherche finden sich jedoch immer wieder seriöse und fachlich versierte Anbieter, die allerdings gesucht werden müssen. Die Informationen dieser Seite können dabei eine gute Hilfe sein!
Bild: pixabay.com, weinstock, 96233
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